Bevor ich angefangen hatte, die deutsche Sprache zu lernen, hab ich mir die Frage gestellt, was mein Lernziel war. Mit anderen Worten: was möchte ich erreichen? Vor zwei Jahren hatte ich gedacht, mich in Deutschland etwas verständlich zu machen wäre ausreichend. Inzwischen hat das geklappt, aber es schmeckt nach mehr. Was das anbelangt is die deutsche Sprache… wie soll ich das sagen… süchtigmachend.
In diesem Moment hab ich mein Lernziel etwas angepasst. Ich möchte nämlich am liebsten die deutsche Umganssprache fließend sprechen können. Nicht einfach, doch auch nicht ganz unmöglich. Problem dabei ist, dass es in Deutschland soviele Dialekte gibt. Lerne ich z.B. die Ruhrpottsprache (Getz bin ich richtig meschugge im Kopp von de ganze Gelaber), dann kann ich das in der Gegend von Bielefeld oder Kiel kaum anwenden. Wenn ich das Bielefelderisch im Griff habe (Wo kommste wech?) antwortet man in DDorf vielleicht ´Wie bitte? Verstehe nur Bahnhof!´ und in Bayern braucht man in diesem Fall ´nen Dolmetscher.
Also, eine Umgangssprache ist ortsabhängig. Und was wird mir die Zukunft bringen? Bleib ich hier in Makkinga, oder werde ich irgendwann nach Deutschland emigrieren? Und wenn ja, wohin denn?
es gibt Gegenden und Dialekte, die stark von der Normalsprache abweichen wie Kölsch oder Bayerisch (auch für Deutsche ist beides schwer zu erlernen). Aber es gibt auch Gegenden, wo nicht sehr stark von der Normalsprache abgewichen wird, beispielsweise hier im Ruhrgebiet.
“Meschugge” hat nichts mit der Ruhrgebiet zu tun. Es ist Jiddisch und wird überall in Deutschland für “verrückt” verwendet. “Kopp” und “Gelaber” gibt es auch überall. Mit anderen Worten ist man hier kein Außenseiter, wenn man keinen Dialekt spricht, aber in Bayern oder in Köln kann Dir das schon passieren. Also kommste einfach hierher…
Huhu Kitty, „wo kommste wech“ ist auch kein Bielefelderisch, sondern mehr Westfälisch. Wir haben hier natürlich ein paar "Spezialbegriffe, wie zum Beispiel „Pömpel“, „Pinörkel“: Bielefelderisch , aber Du kommst hier auch ohne jegliche Kenntnis dieser Wörter zurecht. Und einen augesprochenen Dialekt gibts hier auch nicht.
um gleich mal mit dem Norddeutschen zu beginnen: Nördlich von Hamburg sagt man zu jeder Tageszeit “Moin”. Egal, ob Du mittags um 12 einen Laden betrittst oder abends um 9 in eine Kneipe gehst oder nachts um 12 ein Ticket beim Busfahrer kaufst.
Fahr mal hin und sag “moin”, dann hast Du das Gefühl gleich dazu zu gehören.
Hi Kitty,
tröste dich, es ist weniger kompliziert als du befürchtest. Natürlich gibt es überall regionale Besonderheiten, aber doch eine gewisse „Standard-Umgangssprache“. Und in die regionalen Besonderheiten kann man sich schnell reinhören.
vielleicht haste recht… Auf der anderen Seite ist es so, wenn ich in einem Skype-Gespräch neue Wörter bzw Redewendungen mitnehme, ich das am liebsten auch anwenden möchte. Übung ist das halbe Leben, oder? Zum Beispiel das Wörtchen ´usselig´. Das Wetter kann usselig sein, d.h. es ist grau, kalt und nass draußen, also ungemütlich. Da gegenüber gibt es auch ´Ich fühle mich usselig´, mit anderen Worten: ´Ich fühle mich nicht wohl, oder ´schlapp und müde sein´. Klar. Aber, kann ich das letzte auch in Berlin anwenden, oder in Kiel?
„Usselig“ ist schon eindeutig „westdeutsch“, typisch Ruhrpott. Die „gesamtdeutsche“ Variante wäre z.B. „mies“. Aber: das schlimmste, was dir passieren kann, ist dass der Berliner dich fragt „Hä? Wat meinst‘n damit?“, und dann wird man sich schon irgendwie linguistisch einigen können.
Dazu hätte ich mal die Frage, ob es solche regionalen Ausdrücke nicht auch in NL gibt. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass man z. B. an der Küste nicht auch andere umgangssprachliche Begriffe verwendet als im Osten oder in Groningen. Von „Limbabwe“ ganz zu schweigen - das läuft für mich eh „außer Konkurrenz“…
Natürlich gibt es hier in der Niederlande auch zahllose regionalen Ausdrücke:
zin hebben in - zin hebben aan
waar komt dat vandaan - waar komt dat weg?
Das kann verwirrend sein, und deshalb versuche ich hier im Forum ´Algemeen Nederlands´ zu benutzen, aber das klappt leider nicht immer. Regionale Ausdrücke und Redensarten sind eine Art ´Feinheit´ der Sprache, oder besser gesagt: Ich kann mich etwas subtiler oder genauer ausdrücken.
Natürlich kann ich sagen, dass ich mich nicht wohl fühle, aber was habe ich denn? Im Niederländischen sagen wir in diesem Fall ´Ik voel mij niet lekker´. Im Friesischen dagegen sagen wir ´Ik ben wat half´ und jeder weiß genau was ich habe oder wie ich mich fühle.
´Ik voel mij wat half´ kann ich in der Tat nur im norden sagen, in Limbabwe versteht man nur Bahnhof. Und das is genau was ich sagen wollte. In jedem Skype-Gespräch lerne ich etwas neues, und also auch regionale Unterschiede. ´Wo kommste wech´ klingt in meinen Ohren sogar Friesisch: ´Waar kom je weg?´ (Wêr komst wei?). Genau das finde ich interessant.
Mein Gehirn saugt neue Wörter auf wie ein Schwamm das Wasser, und ich habe die Idee, dass meine Umganssprache eine Kombination von Plattdeutsch, Westfällisch und Ruhrpott ist / wird. Meine Frage war nur, ob das schlimm ist.
Die meisten Menschen lernen eine Sprache nicht, weil sie das Maul nicht aufbekommen. Ich war vor zwei Wochen nach 52 Jahren mal wieder in Amsterdam. Mit allen Menschen , die ich traf, habe ich mich gut verstanden - auf niederländisch. Ich spreche kein französisch, kein italienisch und auch kein spanisch, aber in allen Ländern habe ich Leute kennen gelernt, wir haben miteinander gesprochen und gelacht und wenn es notwendig war auch geweint.
Hier im Forum finde ich es interessant, wie einige sehr streng mit der Grammatik umgehen. ich lerne davon - Danke allen dafür. Aber in meinem Alltag finde ich das überhaupt nicht wichtig. Meistens sind die Menschen froh, wenn überhaupt jemand mit ihnen redet. Das gilt natürlich auch für die eigene Muttersprache.
Was für den Empfänger vielleicht nicht wichtig ist, kann für den Sender/Sprecher umso wichtiger sein. Lang waren meine Fehler mir egal, jetzt möchte ich mich gerne verbessern. Ich finde es nicht lustig, immer wieder die gleichen Fehler zu machen. Das wird sich nicht von alleine ändern, aber nur durch ständiges versuchen. Ich bin also froh mit jeder Korrektur die ich bekomme.
Genau, Peter. Wenn ich meine Fremdsprachkentnisse nur im Urlaub brauche, sind Fehler mir egal. Aber in meinem Fall gehts auch weiter - es hat mit der Liebe für ´ne Sprache zu tun und wer weiß wohne ich eines Tages in Deutschland.
Meine Güte, den Typen aus Recklinghausen habe ich ja fast gar nicht verstanden. Die Kölsche Hörprobe war natürlich ein Heimspiel für mich. Die CD würde mich auch interessieren, ober so ohne “Übersetzung” bringt mir das nicht viel.