Liebe Andrea,
ich entdecke deinen Thread gerade erst. Das kommt mir alles sehr bekannt vor! Ich neige auch dazu, viel zu streng zu mir zu sein und mich über alles zu ärgern, was noch nicht klappt. Wörter, die ich mal konnte, aber wieder vergessen habe, zum Beispiel. Und das Üben der Aussprache!!! Entsetzlich. Ich wusste, wie es klingen muss, habe mich selbst gehört, und hätte mich am liebsten eingegraben …
Inzwischen sehe ich die ganze Geschichte etwas gelassener. Ich glaube, es ist total hilfreich, wenn man einfach den jeweiligen Stand der Entwicklung akzeptiert, wie er ist. Dass du unzufrieden bist, zeigt im Grunde nur, dass dein Ehrgeiz noch da ist! Aber der Frust überwiegt, und deshalb fällst du in ein Motivationsloch.
Der Erwerb einer Fremdsprache verläuft in Phasen. Manchmal explodiert dein Wortschatz, weil du dich an die Muster der Wortbildung gewöhnt hast und es dir plötzlich leicht fällt, dir neue Vokabeln zu merken - dann kommt wieder eine Phase der Stagnation, und du hast das Gefühl, dein Gehirn verweigert jeden Input. In solchen Momenten sollte man sich darauf besinnen, was man schon geschafft hat. Sich selber ein bisschen Lob und Anerkennung schenken und vielleicht tatsächlich eine kurze Lernpause einlegen, damit das Hirn “verdauen” kann. Wenn bei mir alles blockiert ist, stelle ich mir gerne vor, wie meine Synapsen sich neu verknüpfen, um noch mehr Platz für Niederländisch zu schaffen. 
Und was ich auch superwichtig finde: Trennen zwischen NL als Lernstoff und NL just for fun. Manche Texte lese ich und schlage jedes Wort nach. Was ich mir merken will, schreibe ich in mein Vokabelbuch, inklusive ein paar Beispielsätzen.
Im Kontrast dazu stehen die Phasen, in denen ich stundenlang auf meinem Acker das Unkraut rupfe und dabei niederländische Podcasts höre. Ohne was zu “müssen” (vom Unkraut mal abgesehen ;)): Und ich glaube fast, dass man dabei noch mehr lernt. Unbemerkt quasi. Im Vordergrund steht das Thema, das dich interessiert, nicht die Sprache, aber durch die Hintertür kommt die natürlich mit.
Und was die Aussprache angeht: Erst mal darfst du dich damit trösten, dass Niederländisch trotz seiner Verwandtschaft zum Deutschen ganz, ganz anders und ECHT schwer ist! Wenn @alex also meint, du würdest verständlich sprechen, dann ist das schon viel wert. Aber ich kann verstehen, wenn dir das nicht genug ist. Mir hat Singen beim Üben geholfen. Ich habe eine CD immer wieder rauf und runter gehört, bis ich die Texte alle auswendig konnte, und habe dann mitgesungen. Du merkst sofort, wenn deine Aussprache vom Original abweicht und kannst versuchen, das anzupassen. Und weil es immer wieder dieselben Wörter in derselben Reihenfolge sind, gewöhnt sich dein Mund an zusammenhängende Artikulation. So ein Lied ist im Grunde eine superkomplexe Vokabel. In der Phase, wo ich mir jeden Satz mehr oder weniger mühsam zusammenstückeln musste, ich aber meine “liedjes” runterjubeln konnte, hat mir das echt geholfen, freier sprechen zu lernen.
Ansonsten: Vorlesen. Ohren zu und durch. Auch wenn es anfangs nicht schön ist.
Und natürlich ist ein Sprachpartner Gold wert. (Toch, @nienkesd?) 
Herrje, was für ein Roman … sorry. Aber wie du siehst, bewegt auch mich das Thema nach wie vor. 
Veel succes verder!
Liefs,
Ruth